Der Großhaager Forst

Der  Großhaager Forst zählt zu einem der wertvollsten Naturschätze im Landkreis Mühldorf a.Inn. Das zusammen mit dem angrenzenden Ebersberger Forst größte zusammenhängende Waldgebiet östlich des Ballungsraums München verfügt über eine beduetende Population der Bechsteinfledermaus sowie Vorkommen weiterer seltener Arten wie z.B. dem Schwarzstorch, der Zweigestreiften Quelljungfer oder dem Kriechenden Scheiberich.

In seiner geologischen Entstehungsgeschichte teilt sich der Großhaager Forst mit Alt- und Jungmoräne in zwei Teile, entlang deren Grenze genau die B12 verläuft. Die Altmoräne befindet sich nördlich hiervon und verfügt über Reste von im Gebiet sehr seltenen Streuwiesen, in der Südhälfte sind in hoher Dichte Toteiskessel mit deren typischem Bewohner dem Kammmolch sowie sehr seltene Lebensräume wie Kalkflachmoore bzw. Kalkquellmoore vorhanden.

Ein Großteil des Großhaager Forst wird durch die Bayerischen Staatsforsten verwaltet und bewirtschaftet. Die Bayerischen Staatsforsten sind gleichzeitg wertvoller Projektpartner, wobei diese Maßnahmenflächen zur Verfügung stellen und teilweise selbst Landschaftspflegemaßnahmen umsetzen.

 

 

Maitenbeth

Maitenbeth

Der Ort Maitenbeth liegt im bewegten und hügeligen Gelände eines Endmoränenbogen des Inn-Chiemsee-Gletschers, welcher sich nach Westen in den Großhaager Forst und nach Osten in den Schachwald bis nach Rosenberg (Haag i.OB) weiter zieht. Hier finden sich als eiszeitliche Relikte in hoher Dichte Toteiskessel mit u.a. bedeutender Lebensraumfunktion für Amphibien wie dem Kammmolch oder dem Kleinem Wasserfrosch.

Neben dem Endmoränenbogen prägen die im Laufe der Jahrtausende mit dem Vor und Zurück der Gletscherausdehnung immer wieder verschobenen und ebenen Stromtäler des Ur-Inn die Landschaft. Diese ziehen sich in Richtung ihrer ehemaligen Abflussrichtung von West nach Ost und sind z.B. entlang des Verlaufs der B12 oder von Marsmeier Richtung Altdorf südlich von Haag i.OB erlebbar.

In diesen Tallagen finden sich ehemalig bedeutende Niedermoorgebiete wie das Hatz- und Löffelmoos, welche auf Grund Entwässerung und Torfgewinnung jedoch stark degeneriert sind. Toteiskessel sind auch hier noch erhalten geblieben und verfügen zum Teil wie z.B. der Toteiskessel bei Feichten, über eine beeindruckende Ausdehung.

Nördlich der B12 oder besser gesagt des Urstromtals des Inns findet der Übergang in die Altmoräne statt, welche in den beiden vorletzten Eiszeiten vor ca. 140.000 bzw. 700.000 Jahren ebenfalls von Gletschern abgelagert wurde. Aus der Altmoräne entspringt auch die Isen bei Lacken, welche über einen Umweg Richtung Norden dann bei Schwindegg den Weg zurück in den Landkreis Mühldorf a.Inn findet.

 

 

 

Toteiskessel bei Feichten

Ein landschaftlich besonders eindrucksvoller Toteiskessel liegt bei Feichten in der Gemeinde Maitenbeth.

Zahlreiche Kleingewässer stellen einen wichtigen Lebensraum für Amphibien und Libellen dar. Die Sumpfschrecke finden wir in den seggenreichen Nasswiesen. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch mehr und mehr der Faulbaum ausgebreitet.

Im Februar 2021 wurde mit der Entbuschung des Toteiskessels begonnen.

 

Toteiskessel bei Maitenbeth

Unachtsame Nachbarn hatten ihre Gartenabfälle in den Toteiskessel geworfen. Einige von diesen „Gartenflüchtlingen“ wie die Zwergmispel, Hartriegel oder die Weigelie konnten hier Fuß fassen und verdrängten leider die ursprüngliche Moorpflanzen wie den Fieberklee und das Sumpf-Blutauge.

Gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten ließen wir die Gartenabfälle ausbaggern und legten dabei gleich ein kleines Stillgewässer an. Heute tummeln sich hier Molche und Wasserfrösche.

Kalkflachmoor im Großhaager Forst (Maitenbeth)

An den Moränenhängen im Großhaager Forst bei Maitenbeth drückt kalkhaltiges Quellwasser aus dem Hang. Hier haben sich Quellbäche und Quellmoore ausgebildet mit einer ganzen Reihe an seltenen Pflanzen und Tieren die sich auf diesen Lebensraum spezialisiert haben. Da solche naßen Stellen für die forstliche Nutzung nicht geeignet sind hat man in vergangenen Zeiten Entwässerungsgräben angelegt. Das Wasser fließt schneller ab und so konnte man Baumarten einpflanzen. Wie auf dem Bild links oben erkennbar war das Moor und die Quellbäche schon stark eingewachsen und verbuscht.

Februar 2020

Gemeinsam mit Bayerischen Staatsforsten (BaySF) haben wir entschlossen die Gehölze um den Quellbereich zu entfernen und den ursprünglichen Wasserstand möglichst wieder herzustellen. Die Auszubildenen des Forstbetriebes Wasserburg haben Hand angelegt und die Gehölze teils mit Wurzelstock entfernt. Das Moor und die Bäche sind wieder freigeschnitten und so kommt wieder Luft und Licht an den Standort.

 

Sommer 2020

Die Entwässerungsgräben wurden im Bereich der Quellfassung wieder aufgestaut und das Wasser rieselt nun wieder über das Moor. Die Maßnahme wurde von Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, TU München und der Universität Eichstätt durchgeführt. Weiterhin finanzierte der Landschaftspflegeverband Mühldorf die Nachpflege auf der Fläche. Dabei werden Holzreste entfernt sowie austreibende Gehölze aus Wurzelresten (Bild recht oben).

Im Zuge der Begehung konnten wir einige Quelljungfern antreffen. Die seltene Libelle lebt als Larve in den nun freigelegten Quellbächen. Wir hoffen das sie dauerhaft bleibt.

Sommer 2021

Im Rahmen einer Begehung konnten viele Arten wiedergefunden werden. Durch die Gehölzentnahmen bekommen die sehr seltenen und an kalkige Moore spezialisierten Pflanzenarten wie Mehlprimel, Breitblättrige Wollgras oder auch das Gewöhnliche Fettkraut wieder ausreichend licht und die Chance sich dauerhaft an dem Standort zu halten.