Verlandungsmoor

Verlandungsmoore entstehen durch das Zuwachsen offener Stillgewässer wie Seen und Weiher und sind somit typisch für die vielen Toteiskessel in unserer Eiszeitlandschaft.

Bei der Schwingmoorverlandung wachsen Pionierpflanzen wie Torfmoose oder Fieberklee randlich in das Gewässer ein. Dabei ist die Vegetationsdecke sehr dünn und schwimmt aufgrund ihres geringen Gewichts und durch luftgefüllte Wurzeln wie eine Luftmatratze auf dem Wasser. Sie schwingt auf dem Wasser und wird daher auch als „Schwingrasen“ bezeichnet. Mit der Zeit siedeln sich mehr Pflanzen an und durch das Wurzelwerk, abgestorbene Pflanzenreste und die Ansiedelung neuer Pflanzen wird die schwimmende Decke immer verwebter, dichter und mächtiger. Durch das zunehmende Gewicht wird die wachsende Decke immer mehr ins Wasser gedrückt. Pflanzenreste, die von dieser Decke rieseln, füllen das Gewässer zusätzlich von unten mit Torf auf.

Der bei dem Vorgang entstandene Torf verdrängt das Wasser nicht sondern saugt es wie ein Schwamm auf. In den untersten Schichten eines Verlandungsmoores findet man Sedimente wie Seemudde, Seekreide und wasserstauende Schichten vor, die sich am Grunde der Gewässer abgelagert haben. Mudden setzen sich aus mineralischen (z. B. Sande, Tone) sowie organischen (z. B. Pflanzenreste) Materialien zusammen. Seekreide wird in kalkreichen Gewässern durch Kalkausscheidungen von Pflanzen gebildet. Nach unten sind die Kessel durch wasserstauende Sedimente wie Seetone abgedichtet und stauen das Wasser auf.

Ein Schwingrasen kann von außen betrachtet wie ein festes Moor wirken. Im Untergrund ist aber oftmals das Gewässer noch vorhanden – es ist nur zugedeckt. Dabei können die Gewässer oftmals nur noch in historischen Karten oder in Ortsnamen nachvollzogen werden (z.B. Buchseemoos). Es können aber auch noch Gewässerreste im Zentrum eines Verlandungsmoores gefunden werden, wie es im Neudecker Moos oder am Kesselsee der Fall ist. Verlandungsmoore sollten nicht betreten werden, da man durch die Pflanzendecke durchbrechen und ertrinken kann.

 

Durch den menschengemachten Klimawandel und den Eintrag von Nährstoffen aus der Luft (emittiert von Industrie, Landwirtschaft und Verkehr) wird der natürliche Prozess der Verlandung beschleunigt. Dies führt zu einem Verlust der Lebensraumvielfalt und viele der typischen Tier- und Pflanzenarten der Verlandungsmoore verschwinden aus unserer Landschaft.

Typische Pflanzen der Verlandungsmoore

Sumpfblutauge (Comarum palustre)

Die deutsche Namensgebung: Sumpfblutauge (Comarum palustre) nachzuvollziehen, fällt beim Betrachten der dunkelpurpurroten Blüte nicht schwer: Wie ein Auge wirken die Blüten, die sich zusammensetzten aus einer dunklen Blütenmitte, die von helleren Kelchblättern umgeben wird. Die ausgeprägten Kelchblätter dienen dem Sumpfblutauge als „Schauapparat“, um Bestäuber wie Bienen von Juni bis Juli anzulocken. Auffällig sind neben der Blüte auch die fingerartigen Blätter der Pflanze. Sowohl der deutsche als auch der botanischen Namen „palustris“ = „sumpfig“ lassen Rückschlüsse auf den sumpfigen, feuchten Standort wie etwa Moore ziehen. Schon im Mittelalter nutzte man das Sumpfblutauge als Heilpflanze gegen Durchfall, Magenprobleme oder Blutungen. Getrocknet sind die Blätter auch als Tee verwendbar, der gegen Rheuma helfen soll.

Fieberklee (Menyanthes trifoliata)

2020 wurde der Fieberklee (Menyanthes trifoliata) zur Blume des Jahres gekürt. Von April bis Juni erscheinen die fransig weiß leicht rosaroten Blüten. Bestäubt werden die Pflanze vorwiegend über Hummeln. Kleinere Bestäuber werden durch auf den Blütenblättern sitzenden Fransen abgehalten, zur Blüte zu gelangen. Ein Blatt setzt sich aus drei kleinen Blättern zusammen und ähnelt einem Kleeblatt. Trotz des Namens ist die Art aber nicht mit dem Klee verwand. Auch das Wort Fieber im Namen trügt: Die fieberheilende Wirkung, die man früher annahm, konnte wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Als Pionierpflanze ist sie aber oft an der Bildung von Schwingrasen beteiligt und hat eine hohe ökologische Bedeutsamkeit.

Sumpfkalla (Calla palustris)

Die meisten kennen Kalla als Zimmerpflanze. Mit der tropischen Zierpflanze ist unsere heimische Sumpfkalla (Calla palustris) aber nur sehr entfernt verwandt. Der Name leitet sich bei beiden Arten jedoch von dem altgriechischen Wort „kalós“ (= schön) ab und bezieht sich auf den auffälligen weißen Blütenapparat. Von Mai bis Juni entwickeln sich winzigen Blüten, die auf einem Stab/Kolben sitzen, dieser wird von einem weißen Hochblatt umgeben. Dieses Hochblatt macht Bestäuber auf die sonst unauffälligen Blüten aufmerksam. Aufmerksam machen auch die knallroten Beeren, die sich nach der Blüte entwickeln. Zugehörig zu der Familie der Aronstabgewächse ist die Sumpfkalla giftig, und zwar so stark, dass allein der Kontakt mit dem Pflanzensaft reicht, um Hautreizungen zu verursachen. Der Name, „Stinkwurz“ kommt daher, dass die Pflanze vor allem von Fliegen bestäubt wird und um diese anzulocken, verbreite sie einen nach Verwesung stinkenden Geruch.

Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans)

Das Schwimmende Laichkraut (Potamogeton natans) besitzt zwei verschiedene Blatttypen. Im Frühjahr entwickeln sich zuerst schmale, lange Unterwasser getauchte Blätter. Danach entwickeln sich auf der Wasseroberfläche breitere, schwimmende Schwimmblätter. Da die Pflanzen über den Wind bestäubt wird, benötigt das Laichkraut keine auffällige Blüte. Demzufolge sind die von Mai bis August blühenden Blüten unscheinbar. Nach der Blütezeit tauchen diese unter Wasser und die Früchte des Laichkrautes entwickeln sich. Der Name Laichkraut kommt daher, dass das dichte Blattwerk als Laichort von Fischen und Amphibien genutzt wird.

 Kleiner Igelkolben (Sparganium natans)

Wenn man die, kugelrunden, weißlich und spitz wirkenden Blütenstände von Juni bis August betrachtet, kann man gut nachvollziehen, wie der deutsche Name „Igelkolben“ entstanden ist. Die Blüten des Kleinen Igelkolbens (Sparganium natans) sind Geschlechter getrennt, d. h. die männlichen und weiblichen Bestandteile der Blüte sitzen jeweils getrennt auf eigenen Blütenköpfen. Vor allem die weiblichen Blütenstände wirken stachelig wie ein Igel. Die schmalen und länglichen Blätter des Igelkolbens schwimmen im und auf dem Wasser, was auch der botanische Name „natans“ = „schwimmen“ beschreibt.  Als Hydrophyt ist er jedoch nicht freischwimmend, sondern wurzelt am Boden an. Bevorzugte Standort der Art sind u.a. stehende Gewässer wie Moortümpel oder Torfstiche in Mooren.

Text: Emma Bartlsperger