Artenreiche Nasswiesen

In den feuchten, nassen Niederungen der Eiszeitlandschaft, insbesondere in den Bach- und Flussauen, konnte man früher die gelb leuchtenden Sumpfdotterblumenwiesen bestaunen. Im Gegensatz zu den Streuwiesen finden wir diese nicht in den Mooren sondern auf festem Boden – gut wasserversorgt und nährstoffreich. Aufgrund des guten Wachstums wurden die Wiesen zur Futtergewinnung in vergangenen Zeiten zweimal im Jahr gemäht – einmal im Frühsommer und ein zweites mal im Spätsommer.

Durch diese Mahdnutzung haben sich besonders blütenreiche Wiesen herausgebildet. Von der Blumenvielfalt profitieren Schmetterlinge wie der Baldrian-Scheckenfalter oder Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Im Sommer kann man  die Sumpfschrecke musizieren hören. Von den vielen Insekten ernährt sich der Laubfrosch.

 

Aufgrund ihrer guten standörtlichen Voraussetzungen wurden die Sumpfdotterblumenwiesen häufig intensiviert. D.h. die Wiesen werden heute 6 mal im Jahr gemäht und stark gedüngt. Bei der hohen Mahdfrequenz können sich keine Blumen und auch keine Insekten mehr entwickeln. Die Sumpfdotterblumenwiesen gehören daher zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen in der Landschaft.

Typische Blumen der Nasswiesen

Sumpfdotterblume (Caltha palustris)

Die von März bis Juni gelb blühende Sumpfdotterblume besitzt Herz-bis nierenförmige ledrig artige Blätter. Früher wurden die Blüten zur Färbung von Butter verwendet, wovon der Name „Butterblume“ kommt. Obwohl die Pflanze zu der Familie der Hahnenfußgewächse zählt und wie die meisten Vertreter dieser Familie giftig ist, wurden die Knospen der Pflanze in Essig und Öl als Kapern eingelegt und verzehrt. Durch den Verzehr kam es zu leichter Vergiftungserscheinung.

Kuckuckslichtnelke (Silene flos-cuculi)

Als Charakterart von reichen Feuchtwiesen sieht man die Kuckuckslichtnelke von Mai bis Juli an passenden Standorten mit ihren fransigen rosa Blüten erblühen. Die deutsche Namensherkunft führt auf den Kuckuck zurück. Zum einen erblüht die Lichtnelke dann, wenn der Kuckuck zurückkehrt und man sein allbekanntes „ku-kuck“ wieder hört. Zum anderen wurde/wird der sich auf dem Stängel der Kuckuckslichtnelke bildende Schaum „Kuckucksspeichel“ genannt. Kuckuck, wurde früher als Umschreibung für den Teufel benutzt. Da man sich den Schaum, der von Schaumzikaden stammt, nicht erklären konnte, kam man zu dem Entschluss der Kuckuck steckt dahinter.

Trollblume (Trollius europaeus)

Ab Mai bis Juli kann man sie erblicken: die kugelrunden gelben Blüten der Trollblume. Der Name: Trollblume leite sich von ihren runden Blüten ab. „Troll“ kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie „kugelrund“. Wie viel Pflanzen aus der Familie der Hahnenfußgewächse ist auch die Trollblume für den Menschen schwach giftig. In früheren Zeiten wurde mit den Wurzeln jedoch ein Sud gekocht, der gegen Skorbut (Mundfäule) helfen sollte. Die Kugelblüte der Trollblume bildet durch ihre fast verschlossene Blüte eine undurchdringliche Wand. Nur winzige Insekten gelangen zur Blüte und tragen zur Bestäubung der Trollblume bei.

Wiesen-Knöterich (Bistorta officinalis)

Die walzenförmigen, weißlich rosa Blüten des Wiesen-Knöterichs kann man ab Mai bis in den Juli hinein beobachten. Die Art fand und findet seine Verwendung als Heilpflanze oder auf dem Küchentisch. Der Knöterich wurde früher angewandt bei inneren Blutungen, Wunden, Geschwüren und Hämorrhoiden. Verabreicht als Tee wird er auch eingesetzt gegen Durchfall und bei Entzündungen im Mund und Rachen oder am Zahnfleisch. Die Blätter, Wurzeln und junge Sprösslinge sind auch gekocht, gedünstet und die Blätter zusätzlich in Maßen als Salat verzehrbar.

Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)

Das Gefleckte Knabenkraut ist eine heimische Orchidee. Sie wird 15–50 cm groß und besitzt dunkelrot gefleckte Blätter. Ihre violettfarbigen Blüten erscheinen von Mai bis Juli. Eine Blüte setzt sich dabei aus vielen kleinen Einzelblüten zusammen die von Bienen bestäubt werden. Der Übersetzung des wissenschaftlichen Namens Dactylorhiza bedeutet soviel wie „Fingerwurz“ und bezieht sich auf die fingerartigen Wurzelknollen. Im Volksglauben konnte die Wurzel am Mittag des Johannistages (24.6.) kranke Körperteile durch Berührung heilen. Da ein Großteil der weltweiten Population in Deutschland vorkommt haben wir für die Art eine besondere Verantwortung.

Text: Emma Bartlsperger