Hochmoore

Hochmoore bilden sich im Gegensatz zu Nieder-bzw. Flachmooren nicht in Senken oder Mulden mit Verbindung zum Grundwasser, sondern durch Torfbildung. Dies lässt sie regelrecht in die Höhe wachsen. Hochmoore sind von starkem Niederschlag abhängig. Sie treten nur dort auf, wo die Niederschläge die Verdunstung und den Wasserabfluss überwiegen. Deshalb nennt man sie auch Regenmoore. Durch die fehlende Verbindung zu mineralreichem Grundwasser sind Hochmoore sehr nährstoffarm. Der Entzug der wenigen Nährstoffe durch Torfmoose senkt zusätzlich den pH-Wert und macht sie sauer. Somit entstehen extreme Lebensräume in denen nur Lebewesen überleben, die sich an diese widrigen Lebensumstände angepasst haben. Das macht sie zu Hotspots für seltene, hochspezialisierte Arten wie den Hochmoor-Perlmuttfalter oder die Kreuzotter.

In der Toteiskesseln der Eiszeitlandschaft entstehen Hochmoore meist aus der Verlandung von Stillgewässern

Typische Pflanzen der Verlandungsmoore

Torfmoose (Sphagnum spec.)

Hochmoore werden hauptsächlich durch Torfsmoose gebildet – man findet sie wohin man auch schaut. Sie sind in der Lage, das 30-Fache ihres (Trocken-)Körpergewichts an Wasser aufzunehmen. In Trockenphasen können sie austrocknen und sich wie ein Schwamm wieder vollsaugen. Sie sind in der Lage geringste Mengen an Nährstoffen z. B. aus Regenwasser zu ziehen. Sphagnum Arten machen ihre Umgebung noch saurer und hindern andere Pflanzen damit zu wachsen. Die Moose besitzen keine Wurzeln. Sie streben an der Basis ab und wachsen oben schier unendlich weiter. Aus dem abgestorbenen Material entsteht Torf – der Grundstoff eines jeden Moores. Durch ihren hohen Deckungsgrad sind sie die Haupttorfbildner von Hoch- und Zwischenmooren und lassen diese buchstäblich wachsen. Dabei wachsen Torfmoose sowohl an Land als auch im Wasser. Sie schaffen sich dadurch ihren eigenen Standortbedingungen und machen es anderen Pflanzen schwer hier zu überleben. Der wissenschaftliche Name „Sphagnum“ bezieht sich auf die Schwammeigenschaften und stammt von dem griechischen Wort für Schwamm ab.

Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum)

Wenn ab Mai Hoch- oder Zwischenmoor weiß erstrahlen liegt das an dem Scheidigen Wollgras. Um die von März bis April erblühenden Blüten handelt es sich dabei nicht, sondern um die weißen, wie Wattebauschen wirkenden Samenstände des Moor-Wollgrases. Durch die Fruchthaare werden die daran hängenden Samen über Wind als auch Wasser verbreitet. Auch bei der Bestäubung setzen die Gräser auf den Wind (Windbestäubung). Das zu der Familie der Sauergräser (Cyperaceae) gehörige Wollgras zählt neben den Torfmoosen zu einem der Haupttorfbildner von Hoch- und Zwischenmooren. Die „Haare“ der Samenstände wurden früher als Füllung für Kissen, als Verbandswatte und gedreht als Fäden und Dochte für Öllampen genutzt. Der botanische Name „Eriophorum“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Wollträger“.  „Vaginatum“ kommt aus dem lateinischen und nimmt Bezug auf die auffällig aufgeblasenen Blattscheiden des Grases.

Moosbeere (Vaccinium oxycoccos)

Von Juni bis August erblüht die Gewöhnliche Moosbeere mit ihren nickenden, rosa Blüten. Auffällig daran sind die nach hinten gewölbten Blütenblättern. Die immergrüne Moosbeere zählt durch die verholzenden Stängel zu den Zwergsträuchern. Dabei legen sich die Triebe flach über die Torfpolster und können eine Länge von fast einem Meter erreichen. Ab September bis Oktober reifen die roten Beeren, die Früchte der Pflanze heran. Diese schmecken sauer, woher der Artname „oxycoocus“ kommt. „Oxys“ „sauer“ und „coccus“ „Beere“ kommen aus dem griechischen Wortschatz. „Vaccinium“ stammt vermutlich von dem lateinischen Wort für Beere „bacca“. Die Früchte besitzen einen hohen Vitamin C Gehalt. Früher wurde die Moosbeere eingesetzt gegen verschiedenste Entzündungskrankheiten und bei Fieber. Die Moosbeere ist aber auch für die Raupen des gefährdeten Hochmoor-Perlmuttfalters eine wichtige Futterpflanze.

Sumpf-Weichorchis (Hammarbya paludosa)

Man muss schon genau hinschauen, wenn man zwischen Torfmoosen die nur 5–20 cm große und sehr seltene Sumpf-Weichorchis entdecken will. Ihr Vorkommen hat sie in Hoch- und Zwischenmooren sowie in Verlandungszonen von Gewässern. Die Orchidee blüht von Juli bis August in kleinen gelblich-grünen Blüten. Eine Blüte setze sich dabei aus bis zu 35 kleineren Blüten zusammen. Beim Aufblühen dreht sich der Fruchtknoten der Blüten um 360 Grad, damit eine Selbstbestäubung verhindert wird. Eine weitere Besonderheit der Pflanze ist auch, dass sich an den Blättern Brutknospen ausbilden. Diese Brutknospen sind eine spezielle Form von Knospen, die auf den Boden fallen und sofort mit ihrem Wachstum beginnen können. Somit hat die Orchidee die Möglichkeit sich über Samen (generative Vermehrung) und über Blattbrutknospen (Blattbulbillen, vegetative Vermehrung) auszubreiten. Das Rhizom der Orchidee wächst senkrecht im Boden, um mit dem Moor mit wachsen zu können. Rhizome wachsen ansonsten immer waagrecht zum Boden.

Rosmarinheide (Andromeda polifolia)

Die immergrüne Rosmarinheide erblüht rosa von Mai bis August und gilt als Eiszeitrelikt. Die Blätter des in Hoch- und Zwischenmooren vorkommenden Zwergstrauches erinnern an die Blätter des gewöhnlichen Rosmarins. Daher die deutsche Namensgebung Rosmarinheide. Die Pflanze ist aber im Gegensatz zum Rosmarin in allen Teilen hochgiftig. Was auch den Nektar und Honig betrifft.  Im Extremfall kann der Verzehr zum Tode führen. Schon aus dem Jahre 300 v. Chr. gibt es Aufzeichnungen von Vergiftungen an Menschen ausgelöst durch den Honig der Pflanze. Früher wurde die Giftpflanze als Rausch- und Heilmittel genutzt. Der Gattungsname „Andromeda“ geht auf den Botaniker Linné zurück, der bei Bestimmung der Pflanze durch ihren Wuchsort an die aus der griechischen Mythologie stammende Figur Andromeda erinnert wurde. Der Artname „polifolia“ aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „gamanderblättrig“, denn die Blätter der Rosmarinheide weisen eine Ähnlichkeit mit den Blättern des Polei-Gamanders auf.

Gewöhnliche Wasserschlauch (Utricularia vulgaris)

Neben Sonnentau zählt auch der Gewöhnliche Wasserschlauch zu den heimischen Karnivoren. Die Wasserpflanze kommt u. a. in Stillgewässern und Schlenken von Hoch- und Zwischenmooren vor und bildet keine Wurzeln aus, sondern ist freischwimmend. Von Juni bis August strecken sich die gelben Blüten des Wasserschlauches aus dem Wasser. Der Rest der Pflanze befindet sich dauerhaft unter Wasser und besteht aus einem Netz von vielen kleinen Sprossen und kleinen Taschen. Diese „Taschen“ sind Fangvorrichtungen, denn Lebensräume wie Schlenken in Hoch- und Zwischenmoore sind kaum mit Nährstoffen ausgestattet, die für die Pflanze aber überlebenswichtig sind. Durch die tierische Nahrung holen sie sich die benötigten Nährstoffe. Wenn die Beute die sensiblen Härchen der Fangtaschen berührt, öffnet sich der Deckel blitzartig und der Fang wird durch den in den Taschen herrschenden Unterdruck mit einer enormen Geschwindigkeit (4 m pro Sekunde!) eingesaugt und anschließend verdaut.

Text: Emma Bartlsperger