Artenreiche Trockenwiesen

In den Hanglagen, dort wo der Boden steiniger und trockener ist, lohnte für die Bauern früher nur die Wiesennutzung. Nur zweimal im Jahr war die Mahd möglich. Einmal im späten Frühjahr und ein zweites Mal im Hochsommer mähte man das trockene Gras. Beim herunterrechen half die Schwerkraft mit.

Durch diese traditionelle Nutzung entstanden mit der Zeit die wohl schönsten und artenreichsten Lebensräume unserer Landschaft: die trockenen Mähwiesen. Der Botaniker spricht auch von einer Salbei-Glatthafer-Wiese wegen den charakteristischen Pflanzen, dem blau blühenden Wiesen-Salbei und dem hochwüchsigen Glatthafer. Daneben finden wir einen ganzen Strauß an bunten Blumen und ebenso vielen Insekten. Typische Bewohner dieser Wiesen sind die Knautien-Sandbiene, der Schachbrettfalter und die Feldgrille. Von dem insektenreichtum profitieren wiederum viele Vögel und die Zauneidechse.

In den vergangenen Jahren sind die Blumenwiesen aber immer seltener geworden. In Vielschnittwiesen mit hohen Düngerbeigaben haben Pflanzen und Tiere nicht mehr ausreichend Zeit sich zu entwickeln. Anderseits schadet aber auch die Nutzungsaufgabe oder das Mulchen einer Fläche, da sich ein dichter Grasfilz bildet. Die Blumen und die Insekten werden verdrängt. Erst durch die richtige Mischung zwischen „nicht zu viel“ und „nicht zu wenig“ entstehen die bunten Blumenwiesen.

Hier haben wir ein Video zur Wiederherstellung von Blumenwiesen und zur Mahd von steilen Hängen.

Typische Blumen der Trockenwiesen

Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)

Von Mai bis August blüht der Wiesen-Salbei mit seinen lila-blauen Blüten. Hauptbestäuber der Pflanze sind Hummeln. Dabei hat der Salbei einen raffinierten Trick entwickelt, damit Hummeln den Pollen verteilen und zur Bestäubung beitragen: die Hummel muss zur Nektar-Aufnahme in die Blüte und löst dabei mit ihrem Saugrüssel aus, dass die Staubfäden auf ihren Rücken gedrückt werden und die Pollen hängen bleiben. Die Blätter des Wiesen-Salbeis verteilen nach Reiben dieser wie alle Salbei-Arten den klassischen Salbeiduft. Dieser wird initiiert durch ätherische Öle in der Pflanze. Die heilende Wirkung des Salbeis wird mit dem botanische Name Salvia ausgedrückt. Salvia kommt vom lateinischen „salvere“ = „erretten, erlösen“. Die Verwendung von Salbei als Heil- und Küchenpflanze geht zurück bis in die Antike. „Pratensis“ = „auf Wiesen wachsend“ beschreibt das Vorkommen des Salbeis in Wiesen und findet sich auch im deutschen Namen wieder.

Hornklee (Lotus corniculatus)

Von Juli bis August sieht man die gelben Blüten des Hornklees. Die Art besitzt die typischen drei geteilten Kleeblätter. Als Kleegewächs besitzt er auch die Eigenschaft, Stickstoff aus der Luft zu binden. Hilfe bekommt die Pflanze von Bakterien, sog. Knöllchenbakterien, die in runden Wucherungen an den Wurzeln sitzen (Wurzelknöllchen). Diese Bakterien binden den Stickstoff und geben diesen im Austausch für u. a. Zucker an die Pflanze ab. Der Hornklee kann an die 30 cm wachsen, seine Wurzeln (Pfahlwurzel) kann dahin gegen bis zu 1 m in den Boden reichen. Der Namensteil „Horn“ findet sich auch im wissenschaftlichen Namen „corniculatus“ so viel wie „Hörnchen“ wieder.  Was auf die Früchte der Pflanze (Hülsenfrucht) zurückgeht, die bei Reifung trocknen, sich dadurch zusammenziehen und hornförmig krümmen.

Magerwiesen Margerite (Leucanthemum vulgare)

Die Magerwiesen-Margerite blüht von Mai bis September.  Ihre Blüten mit weißen Blütenblättern und gelber Mitte lässt den Eindruck vermitteln, es handele sich um eine große Blüte. Dabei sind die eigentlichen Blüten der Margeriten viel kleiner – sie gehört zu der Familie der Korbblütler, die ihre Blüten raffiniert gestaltet haben: Die gelbe, körbchenförmige Blütenmitte setzt sich aus 300-400 kleinen Einzelblüten (Röhrenblüten) zusammen. Die weißen Zungenblüten dienen dabei nur als Schauapparat, der Bestäuber auf die Blüte aufmerksam macht. Angelockt werden so Wildbienen, Schmetterlinge, Fliegen und Käfer. Magerwiesen-Margeriten können bei manchen Menschen Hautreaktionen auslösen, sind aber nicht giftig. Die Wurzeln, Blätter und Blüten sind sogar essbar. Als Heilpflanze hat sie ähnliche, aber deutlich schwächere Wirkungen als die Kamille. Wie der deutsche Name vermuten lässt, kommt die Margerite auf mageren Wiesenstandorten vor wie trockene Mähwiesen.

Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum)

Die Karthäusernelke blüht rosa von Juni bis August. Dabei setzt sich eine Blüte aus 2–3 gleichzeitig blühende Einzelblüten zusammen. In der gesamten Blütezeit können in einem braunen Blütenkelch 7–15 Einzelblüten erblühen. Die Blätter der Nelke sind grasartig, dünn. Hauptbestäuber sind unter anderem Schmetterlinge. Denn nur mit langem Rüssel können Insekten den in den länglichen Röhrenblüten am Ende befindenden Nektar erreichen. Der Namensteil „Karthäuser“ führt zurück auf den Orden der Kartäuser, die Nelken als Heilpflanze in ihren Klostergärten kultivierten. Denn sie erkannten schon damals das Kartäusernelken Stoffe enthält, die schmerz- und entzündungshemmend wirken. Da ihre Lebensorte auch steinig und felsig sein können, wird sie in Österreich „Steinnelke“ genannt.

Großer Klappertopf (Rhinanthus serotinus)

Der Große Klappertopf sowie alle Klappertopf-Arten sind Halbschmarotzer (Hemiparasit). Mit sogenannten Saugwurzeln ziehen sie Zucker und Wasser aus den Wurzeln andere benachbarte Pflanzen (Wirtspflanzen). Durch den Entzug werden diese geschwächt. Da zu den Wirtspflanzen auch Futtergräser für Kühe zählen wurde/wird der Klappertopf auch als Milchdieb bezeichnet. Aber der Klappertopf bezieht im Vergleich zu Vollparasiten nicht alles von seinen Wirtspflanzen, sondern betreibt noch selbst Photosynthese. Der Große Klappertopf blüht lange von Mai bis September in gelben Blüten. Die lange und späte Blütezeit wird mit dem lateinischen Artnamen „serotinus“ = „spät blühend“ beschrieben. Bei nur kurzer Lebensspanne der Individuen von einem Jahr (einjährig) variiert das Aussehen des Klappertopfs trotzdem über das Jahr stark. Man spricht hier von einem sog. Saison-Dimorphismus. Wenn man die Samenstände schüttelt oder bei Wind hinhört, versteht man, wie der Name „Klappertopf“ entstanden ist. Es klappert nämlich, wenn die im Blütenkelch losen Samen umher fallen.

Wiesenglockenblume (Campanula patula)

Die violettblauen Blüten der Wiesenglockenblume blühen von Juni bis September. Dabei sehen ihre Blüten, wie im deutschen Namen schon lesbar, aus wie Glocken. Diese Form der Blüten ist charakteristisch für alle Glockenblumenarten. Die besondere Blütenform wird dadurch gebildet, dass die einzelnen Blütenblätter zusammengewachsen sind. Im Falle der Wiesenglockenblume sind die verwachsenen Blüten dabei bis zu Hälfte eingeschnitten und biegen sich auf. Die Glockenblume weist unterschiedliche Blattformen auf. Die Grundblätter (in der Nähe des Bodens) der Pflanze sind dabei herzförmig, die oberständigen Laubblätter dahin gegen sind rasenartig dünn. Der Gattungsname Campanula kommt vom lateinischen Wort „campana“ = Glocke. „Patula“ ebenfalls aus dem Lateinischen bedeutet so viel wie „weit ausgebreitet“.

Text: Emma Bartlsperger