Knautien-Sandbiene

Wenn wir an Bienen denken haben wir meist die Honigbiene vor Augen. Dabei vergessen wir gerne das es neben dieser „Kulturart“ noch 520 verschiedene Wildbienenarten in Bayern gibt. Eine der spannensten aber auch der schönsten Wildbienen, die man auf unseren Blumenwiesen finden kann, ist die Knautien-Sandbiene.

Sie besitzt eine schwarz glänzende Grundfärbung und weist rote Streifen, mit seitlich liegenden schwarzen Punkten am Hinterleib auf. Sie sind in etwa so groß wie Honigbienen, leben aber anders als Honigbienen in keinem Volk, sondern als Einzelgänger.

Ein weiteres gutes Erkennungsmerkmal sind die „rosaroten Hosen“, die man an den Weibchen der Knautien-Sandbienen beobachten kann. Denn der Pollen der Acker-Witwenblumen den sie als Nahrung für den Nachwuchs sammeln, ist rosarot. Diese Pollenkörner der Pflanzen streifen sich die weiblichen Bienen für den Transport an den langen Haaren ihrer Hinterbeine ab und erhalten somit „rosarote Hosen“.

Aber erstmal zurück zum Namen. Dieser beschreibt die zwei wichtigsten Komponenten im Leben dieser kleinen Wildbiene:

Knautie geht auf das Sammelverhalten der Pollen zurück. Denn die Sandbiene sammelt den Nahrungspollen für den Nachwuchs ausschließlich bei der Acker-Witwenblume oder auch Knautie genannt (wissenschaftlicher Name: Knautia arvensis).

Die Blüten dieser Pflanzen sind rund, nach oben gewölbt, köpfchenförmig und besitzen eine violett weißliche Farbe und rosarote Pollen, die von Mai bis September zu sehen sind. Die Blätter der Pflanzen sind mattgrün und zum Teil fingerartig eingeschnitten. Wir finden sie auf extensiv genutzten Blumenwiesen – also Wiesen die nicht gedüngt und nur 2-3 mal im Jahr gemäht werden.

 

Sandbiene kommt daher, da die Bienen ihre Nester in lockeren, meist sandigen Boden bauen.

Sie graben dazu ein Tunnelsystem, das aus einem Hauptast besteht, der meist senkrecht in den Boden verläuft. Von diesem Haupttunnel gehen Seitenäste ab. Am Ende dieser Seitenäste legen, die weiblichen Wildbienen die Brutzellen für die Eier an. Nachdem die Eier, in die fertig gebauten und gut mit den Pollen und Nektar von der Acker-Witwenblume versorgten Brutzellen gelegt wurden, entwickeln sich nach einiger Zeit Larven daraus. Diese fressen den angelegten Proviant in der Brutzelle auf und wachsen heran. Als Nächstes wickeln sie sich in einen Kokon ein und überwintern im Boden als sogenannte Ruhelarven. Wenn die Temperaturen wieder ansteigen, verpuppen sich die Larven und entwickeln sich in wenigen Wochen zu der geflügelten Biene.

Die „neuen“ Knautien-Sandbienen nagen sich zuerst durch die Wand ihrer Brutzellen und anschließend durch den versiegelten Eingang. Durch genagt kriechen die Sandbienen im Frühjahr aus dem Loch in die Welt. Beobachten kann man die Bienen dann ab Mai bis Ende August. In dieser Zeit paart sich die neue Generation und der Lebenszyklus beginnt von Neuem. Das Leben über der Erde ist nur sehr begrenzt auf wenige Wochen und wird vor allem für die Paarung genutzt. Die Männchen, auch Drohen genannt, sterben schon nach der Paarung. Die Weibchen nach der Nestfertigstellung und Eiablage.

Wie es bei den Vögeln den Kuckuck gibt, der kein eigens Nest baut, gibt es auch unter den Bienen sogenannte Kuckucksbienen. Im Fall der Knautien-Sandbiene heißt die Kuckucksbiene Rote Wespenbiene (Nomada armata). Wie die Knautien-Sandbiene auf die Witwenblume spezialisiert, ist die Rote Wespenbiene auf die Knautien-Sandbiene spezialisiert. Die Rote Wespenbiene ist auffällig rot und besitzt einen roten Hinterleib mit gelben Flecken, der an Wespen erinnert.

Als Kuckucksbiene geht die Rote Wespenbiene in die Nester der Knautien-Sandbiene und legt ihre Eier in deren Brutzellen ab. Die Larve der Wespenspinne schlüpft in der Regel schneller als die Larve der Sandbiene und saugt nach schlüpfen das Ei der Knautien-Sandbiene leer. Somit schalte sie ihre Konkurrenz aus und kann alle Vorräte für sich selbst nutzen. Im neuen Jahr schlüpfen dann anstatt der Nachkommen der Sandbiene die Nachkommen der Roten Wespenbiene aus dem Nest.

Grund für den Bestands-Rückgang der Knautien-Sandbiene ist aber nicht die Kuckucksbiene, sondern der Verlust ihrer Lebensräume. Typischerweise ist sie auf blütenreichen, mäßig bewirtschafteten Trockenwiesen zu finden mit offenen Bodenstellen und ausreichend vorhandenen Witwenblumen. Diese Wiesen werden klassischerweise 2 mal im Jahr gemäht oder locker beweidet. Auf modernen Wirtschaftswiesen mit 5-6 Schnitten und häufiger Düngung kann die Knautie nicht überleben. Anderseits verschwindet der Lebensraum aber auch durch die Nutzungsaufgabe: Bei ausbleibender Mahd bildet sich eine Grasfilzauflage, die Blumen verschwinden und werden irgendwann durch Gehölze verdrängt. Ohne offene Bodenstellen und ohne die Ackerwitwenblume kann die Knautien-Sandbiene jedoch nicht überleben.

Mit unserem Projekt schaffen wir wieder zahlreiche artenreiche Blumenwiesen und damit geeignete Lebensräume für die bedrohte Wildbienenart.