Neudecker Moos

In mitten einer Wohnsiedlung zwischen Wasserburg und Penzing liegt eines der wertvollsten Moore im nördlichen Landkreis Rosenheim.

Mit über 50.000 m² ist das Neudecker Moos einer der größten Toteiskessel in der Region. In vergangenen Zeiten war auch dieser mit Wasser gefüllt und dem Penzinger See nicht unähnlich. Da er jedoch etwas kleiner ist und über keine natürlichen Zuflüsse verfügt, verlandet der Neudecker See deutlich schneller. Heute findet sich nur noch ein kleiner Weiher, ein sogenanntes Moorauge, im Zentrum des Kessels. Umgeben ist die Wasserfläche von einem Hochmoor. In dem Luftbild deutlich an der braunen Färbung er erkennen.

 

Die Moorfläche im Zentrum wird von Moos-Teppichen gebildet. Hier wachsen nur niedrigwüchsige Moorpflanzen wie der Sonnentau oder die Moosbeere. Besonders hervorzuheben sind Vorkommen des seltenen Hochmoor-Perlmuttfalters, des Argus-Bläulings und der Zwerglibelle. Die Arten sind Moorspezialisten und vom Aussterben stark bedroht. Nach Berichten von Anwohnern soll in dem Moor sogar die giftige Kreuzotter vorkommen. Um das Gebiet vor Bebauung oder anderen Eingriffen zu schützen wurde es 1953 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Gefährdung

Das Moor ist jedoch mehr und mehr am verschwinden und mit ihm viele seltene Tiere und Pflanzen.

Wie man hier links auf dem Bild erkennen kann, wurde in dem Neudecker Moos in den 1950er Jahren die Streu gemäht. Der Charakter des Mooses war deutlich offener als heute und man konnte bis auf die andere Seite sehen. Augenzeugen von früher berichten über bunte Blumenwiesen mit Mehlprimel und Frühlingsenzian. Sogar der Kibitz soll im Neudecker Moos gebrütet haben.

Auf dem Foto von 1974 sieht man, dass die Nutzung schon lange aufgegeben wurde. Es wachsen vermehrt Weiden und Birken auf und das Moos „verbultet“ zusehens.

Heute ist der Großteil der ehemaligen Moorfläche verschwunden. Durch Nährstoffeinträge aus der Umgebung und der ausbleibenden Mahd dringt das Rohrschilf immer weiter ins Moos vor. Weiterhin können sich auch Gehölze ausbreiten. Lichtbedürftige Moorpflanzen treten zurück.

Landschaftspflege

Im Rahmen des Projekts Schätze der Eiszeitlandschaft wurde ein Pflegekonzept für das Neudecker Moos entwickelt um die Tiere und Pflanzen des Moores zu schützen. Durch die Wiedereinführung der traditionellen Streumahd können Nährstoffe von der Fläche wieder entzogen werden. Dabei werden auch die Gehölze wieder zurückgenommen. Um dies möglichst schonen umzusetzen wird das Altschilf und die Gehölzpflege nur im Winter durchgeführt. Der junge Aufwuchs wird zusätzlich noch einmal im Sommer nachgemäht.

Erste Maßnahmen wurden im Winter 2021 umgesetzt. Dabei halfen Freiwillige aus Penzing das Schilf zu mähen und Gehölze zu entfernen. Herzlichen Dank an alle ehrenamtlichen Helfer!

Im Juni 2021 wurde durch Beauftragte des Landschaftspflegeverbandes Rosenheim die Maßnahmenfläche noch einmal nachgemäht. Dies wurde möglichst naturschonend mit einem Balkenmäher und per Hand durchgeführt.

Durch den steten Nährstoffentzug mageren die Flächen wieder aus. Das Schilf tritt zurück und typische Wiesenblumen kommen zurück. Eine solche Entwicklung kann erfahrungsgemäß einige Jahre dauern. Das ist aber kein Grund nicht irgendwann damit anzufangen!

Flächensicherung

Im Frühjahr 2021 konnte als neuer Eigentümer im Neudecker Moos der Bund Naturschutz Wasserburg begrüßt werden. Der Ankauf von 10.000 m² wurde unterstützt mit staatlichen Fördermitteln. Der Bund Naturschutz sichert im Gegenzug das Moorgebiet vor schädlicher Nutzung. Bei einer Führung im Sommer 2020 wurde das besondere Gebiet vorgestellt sowie das Pflegekonzept diskutiert.

 

Hinweise:

Um die seltenen und geschützten Tieren und Pflanzen nicht zu stören bitten wir sie das Neudecker Moos ganzjährig nicht zu betreten.

Aigner Moos (Gemeinde Albaching)

Das Aigner Moos liegt in der Gemeinde Albaching in einer abflusslosen Geländesenke. In den frühen Karten des 19. Jahrhunderts wird das Moos als königlicher Besitzt ausgewiesen. Erst nach der Säkularisierung wurde das Moos durch ein angelegtes Grabensystem entwässert und damit für die Streunutzung nutzbar gemacht.

Die Grundstückseigentümer können sich noch erinnern wie das Moos bis vor 50 Jahren im Herbst gemäht wurde. Seit dieser Zeit liegt das Moos allerdings brach. Noch vor 20 Jahren war die Kreuzotter im Aigner Moos heimisch und damit einer der nördlichsten Fundpunkte der Voralpen. Aufgrund des dichtwüchsigen Bestandes mit Schilf und Brennnesseln ist sie vermutlich hier ausgestorben.

Im Herbst 2020 hat der Landschaftspflegeverband Rosenheim angefangen den nördlichen Teil des Mooses wieder zu mähen (0,7 ha).

Toteiskessel bei Oberübermoos (Pfaffing)

Nördlich von Oberübermoos liegt ein Toteiskessel versteckt in einem Fichtenforst. Ursprünglich war das Moor deutlich größer grenzte bis an die Wiesen und Äcker im Süden.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden die Randbereiche allerdings aufgeforstet. Nur noch ein kleiner Rest ist übrig geblieben. Dieser ist jedoch umso wertvoller. In diesem Moor finden wir noch offene Schlenken mit seltener Hochmoorvegetation.

Rottenhuber Moos

Das Rottenhuber Moos ist ein Toteiskessel nordwestlich von Soyen. Das Moorgebiet umfasst eine Größe von ca. 40.000 m² und zeichnet sich durch eine wechselvolles Relief aus. So gibt es einige Moorgewässer aber auch Seggenriede und trockene Gehölzinseln. Aufgrund seiner hohen Bedeutung für seltene Tiere und Pflanzen ist das Rottenhuber Moos ein Naturdenkmal.

Um die ehemals offene Struktur des Moores zu erhalten mäht der Landschaftspflegeverband die randlichen Nasswiesen und legt Kleingewässer für Frösche und Libellen an.

[Mehr folgt in Kürze]

Unterstützung für den Kammmolch an drei Toteiskesseln im Großhaager Forst

Im Großhaager Forst, nördlich von Schützen, wurden an drei verlandeten Toteiskesseln vier Kleingewässer wiederhergestellt. Grund für die unnatürlich starke Verlandung und dem Verlust der Wasserfläche sind u.a. lang zurück liegende Entwässerungsmaßnahmen (sog. Stichgräben). Verstärkt wurde der Effekt durch niederschlagsarme Jahre. Durch die unnatürlich schnelle Verlandung gehen für die in diesem Bereich vorkommenden und seltenen Amphibienarten Kammmolch sowie Gelbbauchunke wertvolle Lebensräume verloren. Ziel der Maßnahmen ist es den Bestand der Arten in Form von neuen Laichgewässern als Kinderstube für die nächsten Kammmolchgenerationen zu fördern.

Drei der Kleingewässer ca. eine Woche nach der Entlandung, bereits mit Wasser gefüllt.


Ein Toteiskessel von der Entbuschung bis zur Entlandung. Da das Gewässer frisch angelegt ist benötigt es noch ein wenig Zeit um sich zu füllen. Laut dem Revierförster Zwirglmaier, kennt er diesen Toteiskessel noch mit offener Wasserfläche auf der Enten geschwommen sind.

Wir bedanken uns recht herzlich bei der Unterreiner Forstgeräte GmbH für die Unterstützung der Maßnahme.

Streuwiesen am Penzinger See

Den meisten ist der Penzinger See als beliebter Badesee bekannt. Was viele nicht wissen: Auf der Ost- und der Nordseite befinden sich wertvolle Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen. Die Nasswiesen in Ufernähe wurden früher zur Gewinnung der Einstreu im Herbst gemäht. Erst durch die Freistellung wurden die Flächen offengehalten und es konnten sich blumenreiche Streuwiesen ausbilden. Davon profitierten Schmetterlinge wie der Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Vögel wie das Braunkehlchen.

 

 

Da die Flächen in den vergangenen Jahren nicht mehr gemäht wurden, wachsen sie mehr und mehr zu. Hinzu kommen menschlich verursachte Nährstoffe aus der Luft. Davon profitieren einige hochwüchsige Pflanzen wie der Faulbaum oder das Schilf. Die artenreichen Streuwiesen mit Orchideen und Enzianen verschwinden (Verbuschung).

Im Herbst 2020 wurden wir aktiv: Der Landschaftspflegeverband Rosenheim und die Gemeinde Babensham unterstützt von Schülern der Förderschule Wasserburg am Inn und Waldkraiburg sowie ehrenamtlichen Helfern aus Penzing packten gemeinsam an. Im Oktober wurden gemeinsam Büsche entfernt, die Wiese gemäht und mit dem Heurechen abgezogen. Händische Arbeit wie in alten Zeiten.

 

Von der Aktion haben wir ein kleines Video erstellt:

 

 

Anbei noch weitere Eindrücke aus dem Herbst 2020:

 
 

Toteiskessel Weiher

Dieser Toteiskessel liegt bei Weiher (Gmd Soyen). Im Zuge von Bauarbeiten wurde hier vor vielen Jahren der Bauschutt entsorgt. Durch diese Störung hat sich der Wasserstand stark verändert und es wurden so auch viele Nährstoffe in den ursprünglich nährstoffarmen Lebensraum eingebracht. Im Verlaufe der Jahrzehnte hat sich hier ein großes Weidengebüsch etabliert. Von einer Wasserstelle war nichts zu sehen. Im Winter 2020 begannen wir einen Teil der Weiden zu entfernen und der Bauschaut randlich wieder auszubaggern.

Selbst Anwohner waren verwundert als aus dem dichten Weidengebüsch ein Toteiskessel zum Vorschein kam. Malerisch liegt nun ein Weiher am Waldrand mit einer kleinen Insel auf der eine Birke steht. Einen ganzen Tag hat es gedauert die Weiden mitsamt ihrer Wurzeln aus dem Kessel zu ziehen.

Es hat uns sehr erstaunt wie schnell die Fläche wieder von Libellen und Fröschen erobert wurde. Im Uferbereich finden wir die Sumpfdotter-Blume, den Schlagenknöterich und den Blutweiderich. Durch die Maßnahme ist ein wertvolles Biotop entstanden.

Toteiskessel im Weidholz (Rechtmehring)

Im Zuge der letzten Eiszeit wurde in dem Moränenwall südlich von Rechtmehring zahlreiche Toteisstrukturen geschaffen.

Wohl am eindrucksvollsten ist eine langgezogene Talsenke. Nach längeren Regenfällen steht hier das Wasser an und es ist dadurch recht sumpfig. Aus der historischen Karte wird ersichtlich, dass die Fläche zur Streugewinnung genutzt wurde. Auch der Vater des heutigen Eigentümers erinnert sich wie in seiner Kindheit dort aufwendig das Gras beerntet wurde.

Seit mehreren Jahrzehnten wächst die Fläche mehr und mehr zu. Zum einen durch das hochwüchsige Schilf und zum anderen durch das Drüsige Springkraut, eine invasive Pflanze die aus Zentralasien stammt. Dabei werden die kleineren, niedrigwüchsigen Blühpflanzen verdrängt. Mit der Zeit können sich auch größere Gehölze wie der Faulbaum oder Erlen etablieren. Folgende Auswertung von Luftbildern stellt die Vegetationsentwicklung in den letzten 20 Jahren da (Offenland hellgrün, Gehölze dunkelgrün).

Vor 40 Jahren kam auf der Fläche noch der Lungenenzian vor. Heute ist er nicht mehr auf der Fläche anzutreffen. Schilf oder auch Gehölze wie der Faulbaum sind für sich genommen auch wertvolle Biotope. Allerdings finden wir diese noch relativ häufig in der Landschaft. Sie stellen auch keine regionale Besonderheit dar sondern sind in ganz Mitteleuropa zu finden. Voralpine Streuwiesen sind eine Besonderheit der Region. Wir finden hier viele Pflanzen die heute vom Aussterben bedroht sind. Wir haben für diese Lebensräume eine besondere Verantwortung und wollen gemeinsam mit dem Grundstückseigentümer den ursprünglichen Zustand wieder herstellen.

Im Februar 2020 entfernten wir Buschwerk und kleinere Gehölze um die Fläche wieder mähbar zu machen. Dabei wurde auch viel Altgras, d.h. die alte Streu des Schilfes entfernt sodas wieder Luft und Licht an den Boden gelangen können. Die erste Mahd der Fläche führten wir im Juli 2020 aus. Durch den regelmäßigen Schnitt werden die großwüchsigen Arten wie das Schilf langsam verdrängt und auch kleinere Blühpflanzen können sich nun wieder entwickeln. Eine Überaschung war der Fund der Gemeinen Natternzunge. Dieser unscheinbare Farn war bisher erst auf einer Fläche im Landkreis Mühldorf bekannt. Um Insekten und Kleintiere zu schonen lassen wir sogenannte Brachestreifen auf der Fläche stehen. In diesen Bereichen finden sie Schutz und können hier überwintern. Die Streu wird heute wieder von Kleintier- und Pferdehaltern nachgefragt.

Toteiskessel bei Maitenbeth

Unachtsame Nachbarn hatten ihre Gartenabfälle in den Toteiskessel geworfen. Einige von diesen „Gartenflüchtlingen“ wie die Zwergmispel, Hartriegel oder die Weigelie konnten hier Fuß fassen und verdrängten leider die ursprüngliche Moorpflanzen wie den Fieberklee und das Sumpf-Blutauge.

Gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten ließen wir die Gartenabfälle ausbaggern und legten dabei gleich ein kleines Stillgewässer an. Heute tummeln sich hier Molche und Wasserfrösche.

Schmidmoos bei Edling

Recht versteckt liegt das Schmidmoos im Holz zwischen Edling und Brandstätt. Einen Blick kann man von der Bahnlinie nach Ebersberg aus erwischen. Entstanden ist der Toteiskessel in der letzten Eiszeit und war lange Zeit ein See, der mit der Zeit verlandete. Bis vor ca. 70 Jahren wurde das Moos von den Bauern für die Streumahd genutzt und es entstanden blumen- und artenreiche Streuwiesen. Von der ehemaligen Bewirtschaftung zeugen heute nur noch Grenzgräben und aufgeschüttete Wege, denn das Moos ist mittlerweile eingewachsen von Schilf und Sumpfgebüschen.

Im Rahmen des Projekts „Schätze der Eiszeitlandschaft“ wurde das Schmidmoos im Herbst 2019 genauer in den Blick genommen. Biodiversitätsberater Jonas Garschhammer stellt einen Verlust von besonders geschützten Pflanzenarten fest: „Die letzten offenen, niedrigwüchsigen Bereiche sind in den vergangenen Jahren verschwunden. Besonders seltene Pflanzen wie die Weiße Blumenbinse oder das Sumpf-Herzblatt waren heuer nicht mehr auffindbar.“ Die Beobachtungen werden geteilt von der Biologin Ilse Engelmaier. Die im Schmidmoos ehemals häufige Sumpfschrecke ist heute selten geworden und der Laubfrosch konnte gar nicht mehr nachgewiesen werden. Nach der Biologin liegt das auch an der „Verschilfung und Verbuschung“ des Gebietes. Durch die Ausbreitung der hochwüchsigen Arten werden kleinere Blühpflanzen und viele Insekten verdrängt.

Um die selten gewordenen Streuwiesen wieder zu fördern wurden die Wiesen entbuscht und nun wieder regelmäßig gemäht. Die Maßnahmen sind Teil eines Pflegekonzeptes für das Schmidmoos. Begonnen wurde im Winter 2020 auf der Südwestseite und jedes Jahr um ein kleines Stück erweitert. Mittlerweile umfasst der Pflegebereich über 40.000 m² und gilt damit als eines der größten Renaturierungsprojekte im nördlichen Landkreis Rosenheim.

Die Umsetzung erfolgt durch den Landschaftspflegeverband Rosenheim sowie die Grundstücksbesitzer und Landwirte Josef Krieger und Franz Kirmaier. Dabei wurden Faulbäume entfernt und die Flächen wieder abgemäht. Neben der Herbstmahd ist derzeit auch eine Sommermahd wichtig und die Bekämpfung des Drüßigen Springkrauts, einer invasiven Pflanze aus Asien die die heimische Flora bedroht.

Zusätzlich wurden auch Kleingewässer angelegt für Frösche und Lurche. Schon im ersten Jahr konnten viele Laichballen des Grasfrosches gefunden werden. Von den Jungtieren ernährt sich auch die Ringelnatter, die somit auch von den Maßnahmen profitiert.

„Nach der Herstellungspflege sieht so eine Fläche erstmal recht wild aus“, so Rosa Kugler vom Landschaftspflegeverband. „Aber nur so kommt Luft und Licht an die Samen im Boden. Diese können dann wieder austreiben und die Fläche wächst dann schnell wieder ein.“ Von der regelmäßigen aber extensiven Mahd profitieren dann seltene Blühpflanzen wie die Wiesen-Iris oder auch Orchideen.

Zukünftig kann das Schnittgut dann wieder als Einstreu auf dem Hof von Josef Krieger verwendet werden. Der Naturschutzgedanke steht aber im Vordergrund. Ein Modell für das Gesamte Moos? „Keineswegs. Auch das Schilf und das Sumpfgebüsch sind wichtige Lebensräume. Für die Artenvielfalt ist ein Nebeneinander von verschiedenen Strukturen wichtig. Ob und wenn ja welche Maßnahmen durchgeführt werden wird im Einverständnis mit den Grundstückseigentümern und der Naturschutzbehörde festgelegt“, so Garschhammer.