Toteiskessel im Weidholz (Rechtmehring)

Im Zuge der letzten Eiszeit wurde in dem Moränenwall südlich von Rechtmehring zahlreiche Toteisstrukturen geschaffen.

Wohl am eindrucksvollsten ist eine langgezogene Talsenke. Nach längeren Regenfällen steht hier das Wasser an und es ist dadurch recht sumpfig. Aus der historischen Karte wird ersichtlich, dass die Fläche zur Streugewinnung genutzt wurde. Auch der Vater des heutigen Eigentümers erinnert sich wie in seiner Kindheit dort aufwendig das Gras beerntet wurde.

Seit mehreren Jahrzehnten wächst die Fläche mehr und mehr zu. Zum einen durch das hochwüchsige Schilf und zum anderen durch das Drüsige Springkraut, eine invasive Pflanze die aus Zentralasien stammt. Dabei werden die kleineren, niedrigwüchsigen Blühpflanzen verdrängt. Mit der Zeit können sich auch größere Gehölze wie der Faulbaum oder Erlen etablieren. Folgende Auswertung von Luftbildern stellt die Vegetationsentwicklung in den letzten 20 Jahren da (Offenland hellgrün, Gehölze dunkelgrün).

Vor 40 Jahren kam auf der Fläche noch der Lungenenzian vor. Heute ist er nicht mehr auf der Fläche anzutreffen. Schilf oder auch Gehölze wie der Faulbaum sind für sich genommen auch wertvolle Biotope. Allerdings finden wir diese noch relativ häufig in der Landschaft. Sie stellen auch keine regionale Besonderheit dar sondern sind in ganz Mitteleuropa zu finden. Voralpine Streuwiesen sind eine Besonderheit der Region. Wir finden hier viele Pflanzen die heute vom Aussterben bedroht sind. Wir haben für diese Lebensräume eine besondere Verantwortung und wollen gemeinsam mit dem Grundstückseigentümer den ursprünglichen Zustand wieder herstellen.

Im Februar 2020 entfernten wir Buschwerk und kleinere Gehölze um die Fläche wieder mähbar zu machen. Dabei wurde auch viel Altgras, d.h. die alte Streu des Schilfes entfernt sodas wieder Luft und Licht an den Boden gelangen können. Die erste Mahd der Fläche führten wir im Juli 2020 aus. Durch den regelmäßigen Schnitt werden die großwüchsigen Arten wie das Schilf langsam verdrängt und auch kleinere Blühpflanzen können sich nun wieder entwickeln. Eine Überaschung war der Fund der Gemeinen Natternzunge. Dieser unscheinbare Farn war bisher erst auf einer Fläche im Landkreis Mühldorf bekannt. Um Insekten und Kleintiere zu schonen lassen wir sogenannte Brachestreifen auf der Fläche stehen. In diesen Bereichen finden sie Schutz und können hier überwintern. Die Streu wird heute wieder von Kleintier- und Pferdehaltern nachgefragt.