Inmitten einer Landschaft aus vom Inn-Chiemsee-Gletscher abgelegten Endmoränenzügen und durch Gletscherschmelze entstandene Stromtäler des Ur-Inns befindet sich der Markt Haag. i.OB.
Die Ortschaft selbst liegt auf einem Endmoränenbogen, welcher sich nach Westen in den Schachenwald weiter zieht und nach Osten hin in eine sanft-hügelige Jungmoränenlandschaft übergeht welche von landwirtschaftlichen Hofstellen und Grünland geprägt ist. Der Schachenwald zeichnet sich mit zahlreichen Toteiskesseln als Lebensraum für seltene Amphibien wie dem Kammmolch aus.
Südlich und nördlich des Marktes Haag fallen die Moränenhänge steil in das ehemalige Stromtal des Ur-Inns ab (z.B. „Altdorfer Rinne„). In dessen grundwassernahen Bereiche befinden ehemals bedeutende Niedermoor wie das Schindermoos, welches heute auf Grund seiner künstlichen Entwässerung nur noch in kleinen Resten erhalten ist.
Das nördliche Marktgebiet um Oberndorf ist geprägt vom Übergang in die Altmoräne, welche in der vorletzten Eiszeit vor ca. 140.000 Jahren bzw. 700.000 Jahren von Gletschermassen abgelegt wurde. An deren Moränenhängen tritt teilweise oberflächennah Grundwasser zu Tage, was zur Bildung von Hangquellmooren geführt hat.
Am Rande des in Stufen immer wieder gewachsenen und abgeschmolzenen Inngletschers entstanden sogenannte Urstromtäler, durch welche das anfallende Schmelzwasser abgeleitet wurde und als Vorfahren des heutigen Inns zu bzeichnen sind.
Südlich von Haag i.OB sind diese ehemaligen, flachen Flußtäler z.B. bei Altdorf (sog. „Altdorfer Rinne“) gut erlebbar und prägen die dortige Landschaft im Wechsel zu den steil ansteigenden Moränenzügen auf welchem z.B. Haag i.OB liegt.
In den Tallagen entwickelten sich in Folge hoch anstehendem Grundwasser auch großflächige Flachmoore. Diese wurden vieler Orts zur landwirschaftlichen Nutzung entwässert, wobei sie ihre wertvolle Funktion als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sowie als wichtiger Kohlenstoffspeicher für den Klimaschutz verloren.
Kleine Restflächen wie z.B. bei Moos („Schindermoos“) oder direkt bei Altdorf sind bis heute erhalten geblieben. Diese ertragsschwachen Standorte wurden noch bis knapp vor 30 Jahren als sog. Streuwiesen genutzt, um Einstreu für die Viehställe zu gewinnen. Da in der modernen Landwirtschaft diese Art von Einstreu kaum noch Verwendung findet und die Bewirtschaftung unrentabel ist, wurde die Nutzung der Flächen aufgegeben.
Bei Nutzungsauflassung verlieren sie ihre Lebensraumfunktion für die hieran angepassten und lichtbedürftigen stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wie z.B. die Sumpfschrecke oder den Mädesüß-Perlmuttfalter durch aufkommendes Altgras und Gehölzaufwuchs. Im Rahmen der Landschaftspflege wird gemeinsam mit Landwirten vor Ort deren Pflege durch Entbuschungsmaßnahmen oder eine späte Mahd im Herbst sichergestellt um den Artenreichtum für komende Generationen zu erhalten.
Im Großhaager Forst, nördlich von Schützen, wurden an drei verlandeten Toteiskesseln vier Kleingewässer wiederhergestellt. Grund für die unnatürlich starke Verlandung und dem Verlust der Wasserfläche sind u.a. lang zurück liegende Entwässerungsmaßnahmen (sog. Stichgräben). Verstärkt wurde der Effekt durch niederschlagsarme Jahre. Durch die unnatürlich schnelle Verlandung gehen für die in diesem Bereich vorkommenden und seltenen Amphibienarten Kammmolch sowie Gelbbauchunke wertvolle Lebensräume verloren. Ziel der Maßnahmen ist es den Bestand der Arten in Form von neuen Laichgewässern als Kinderstube für die nächsten Kammmolchgenerationen zu fördern.
Drei der Kleingewässer ca. eine Woche nach der Entlandung, bereits mit Wasser gefüllt.
Ein Toteiskessel von der Entbuschung bis zur Entlandung. Da das Gewässer frisch angelegt ist benötigt es noch ein wenig Zeit um sich zu füllen. Laut dem Revierförster Zwirglmaier, kennt er diesen Toteiskessel noch mit offener Wasserfläche auf der Enten geschwommen sind.
Wir bedanken uns recht herzlich bei der Unterreiner Forstgeräte GmbH für die Unterstützung der Maßnahme.
Im Schachenwald bei Haag kann man einige Toteiskessel entdecken. Dieser hier gehört wohl zu den schönsten und war in vegangenen Zeiten ein stattliches Gewässer. Um auch diese Fläche forstlich nutzen zu können wurde das Gewässer mit einem Stichgraben trocken gelegt. Der Wasserstand fiel dauerhaft ab und so konnten nun Bäume und Sträucher hier wachsen. Die ursprünglichen niedrigwüchsigen Moorpflanzen verschwanden und mit ihnen der Lebensraum für Frösche und Molche. Heute setzen wir die Prioritäten anders. Der Holzpreis ist niedrig und der Arbeitsaufwand lohnt nicht die wenigen Bäume zu fällen. Andererseits stellen wir fest, dass es immer weniger Moore gibt und die Tiere und Pflanzen selten geworden sind.
Wir haben uns sehr gefreut, dass der Grundstückseigentümer auf uns zu kam und den Toteiskessel wieder renaturieren wollte. Gemeinsam mit dem Eigentümer wir die Büsche und Bäume aus dem Kessel entfernt. Damit haben die moortypischen Arten wieder Licht und Luft. Die Wurzelstöcke wurden verwendet um den Entwässerungsgraben zu schließen und somit wieder das Wasser anzustauen.
Der Kessel hat sich gut entwickelt und durch den regenreichen Sommer hat sich auch der Wasserstand wieder langsam erholt. Moorpflanzen wie das Sumpfblutauge können sich nun wieder ausbreiten. Eine typische Art dieser sumpfigen Kessel ist auch die Schwarze Johannisbeere. Im Sommer 2020 waren wir nochmals auf der Fläche um das Drüßige Springkraut zu entfernen. Eine invasive Pflanzenart aus Indien. Dabei konnten den Teichmolch, Wasserfrösche und die Frühe Adonislibelle an dem Gewässer beobachten.
Wir bedanken uns recht herzlich bei der Unterreiner Forstgeräte GmbH für die Unterstützung der Maßnahme.