Bulldog vs. Pferd – die Geschichte eines Toteiskessels

Das kreisrunde, sehr tiefe Toteisloch mit seinen steilen Böschungen ist geomorphologisch gesehen ein wahrer „Bilderbuchkessel“. Nach der letzten Eiszeit hat sich in dieser Hohlform ein Moor entwickelt. Leider sind heute die typischen Moorpflanzen, wie Scheidiges Wollgras, Fieberklee und Sumpfblutauge, nur noch spärlich vorhanden. Am äußersten Rand des Biotops führt heute ein Forstweg um das Kesselmoor.

Noch vor 60 Jahren, erzählt Schorsch Stöttner, wurden über diesen Weg die Baumstämme mit Pferden aus dem Wald gezogen. Damals war der Weg viel schmäler, gerade so breit, dass man mit einem Pferd gehen konnte.

Die sehr steilen Mulden und Buckeln der Endmoräne machten die Waldarbeit schwieriger und noch gefährlicher als im ebenen Gelände. Von Zeit zu Zeit war es nötig, den Weg am Moor entlang auszubessern und zu stabilisieren. Reisig und Äste wurden hierzu in den Torf gedrückt. Als Schorsch´s Vater den ersten Bulldog kaufte und zur Waldarbeit einsetzen wollte, zeigten sich schnell die Grenzen des neuen Fahrzeugs. Dort, wo mit den Pferden der steile Anstieg zum Toteisloch problemlos überwunden werden konnte, war eine Befahrung mit dem Traktor unmöglich.

Schorsch Stöttner erinnert sich, wie er Anfang der 1960er  als ca. 10-jähriger Bub dabei war, als die Planierraupe aus Wasserburg kam. Es war sehr aufregend für ihn, wie diese Raupe den Zugang zum Toteiskessel mehr und mehr abtiefte. Bei den Arbeiten kam plötzlich ein großer Findling zutage. Ein Teil des abgetragenen Bodenmaterials samt Findling wurde in den Kessel geschoben, der andere, soweit wie die Raupe auf dem vermoorten Boden vorwärts kam, am Kesselrand verteilt.

60 Jahre später, im Winter 2019/20 holte ein Bagger den Findling wieder aus dem Moos. Im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen wurden aufkommende Gebüsche entfernt und das damals eingebrachte Kiesmaterial wieder ausgebaggert. Die neu entstandene Wasserfläche bereichert als Lebensraum für Amphibien, Libellen und Feuchtpflanzen jetzt das Mösl.

März 2022, Autorin: Lucia Karrer