Das Geheimnis der Wölbäcker – Spuren der Geschichte

Vielleicht sind Ihnen bei einem Waldspaziergang schon mal eigenartige, parallel verlaufende Wälle im Wald aufgefallen? Bei diesem Phänomen handelt es sich um sogenannte „Wölbäcker“, die eine ehemalige ackerbauliche Nutzung belegen. Die Länge dieser Streifenfluren ist unterschiedlich. Teilweise können sie mehrere 100 Meter lang sein. Im bayerischen Voralpenland sind sie zwischen 7 und 15 m breit und bis zu einem 1m hoch.

Hat man sie einmal entdeckt und das Auge geschult, kann man sie noch in vielen Wäldern in unserer Gegend finden.

Historiker vermuten, dass diese länglichen Ackerbeete durch eine spezielle Pflugtechnik im Mittelalter entstanden sind. Der Boden wurde dabei mit Hilfe eines Pfluges mit festem Streichbrett bearbeitet, der die Erdschollen immer nur in eine Richtung aufwarf. So entstand beim Hin- und Herführen des Pfluges eine Aufwölbung der Erde in der Mitte des Beetes. Wurde die Wölbung zu hoch, ist der Bauer im „Noderngang britten“, d.h. er ging in Schlangenlinien mit der Egge über den Acker, um die aufgehäufte Erde auf dem Ackerbeet wieder zu verteilen.1

 

Hypothesen über die Entstehung der Wölbäcker gibt es übrigens viele. Möglicherweise werden bodenkundliche Untersuchungen und auch Analysen historischer Schriften in Zukunft noch neue Erkenntnisse liefern.2

Besonders interessant ist die Frage warum die Wölbäcker vorwiegend im Wald erhalten sind?

Eine plausible Erklärung gibt, Heimatforscher Meinrad Schroll. Die Pest wütete im 14. und 17. Jahrhundert in Bayern. In den Jahren von 1347 bis 1349 raffte sie in unserer Gegend, südöstlich des Inns bis zu den Alpen, soviele Menschen dahin, dass teilweise ganze Ansiedlungen und zahlreiche Orte ausgelöscht wurden.3

Dort gab es niemanden mehr, der die einstmals bewirtschafteten Äcker bestellen konnte. Dadurch fielen viele Äcker brach, verbuschten über die Jahre hinweg und verwaldeten schließlich.

Die Wölbäcker sind somit auch Zeugnisse der historischen Landnutzung: So gab es im Mittelalter deutlich weniger Wälder. Stattdessen wurde noch auf dem kärgsten Stück Land Ackerbau betrieben.

Sehr selten findet man die Wälle vergangener Wölbäcker auch im Grünland.

Möchte man sich davon einen Eindruck machen, so kann man sich auf dem BayernAtlas die Geländeroberfläche als Relief darstellen lassen (über die Menüpunkte „Überlagerungen“ und „Geländerelief“). In so manchen heutigen Waldgebieten kann man die streifenförmigen Strukturen finden.