Die Streumahd im Moos war keine leichte Arbeit – Erinnerungen von Lorenz Köbinger

Ein Ei und eine Flasche Bier hatte sein Großvater zur Stärkung dabei, wenn er den ganzen Nachmittag über im Moos mähte, erinnert sich Lorenz Köbinger.

Entlang der Wasserflächen wurden die Seggen, die bis etwa 50 cm hoch standen, im Herbst oder im Winter gemäht. Der Herbst habe trocken sein müssen, damit das Mähen mit der Sense überhaupt möglich gewesen sei, erzählt Herr Köbinger. Die Schwierigkeit bestand darin, Halt auf dem moorigen Untergrund zu finden.

Man behalf sich, auf den bereits gemähten Seggenbulten, den Büscheln im Bildhintergrund, zu stehen, das Gleichgewicht zu halten und sich so mit der Sense von einem Bult zum nächsten vorzuarbeiten. Und das in Holzschuhen.

Nachdem sein Großvater verstorben war übernahm Lorenz in jungen Jahren die Streumahd im Moos. Sein Vater konnte ihm dabei nicht helfen, da er selber „nicht so gut zu Fuß“ war. Immerhin war Lorenz damals schon mit Gummistiefeln ausgestattet.

Bei gefrorenem Boden war es zwar leichter, die Bulte zu mähen, doch man musste sehr vorsichtig sein. Denn es gab tückische und tiefe Bereiche, sogenannte Schwingrasen, die nur auf dem Wasser schwammen und eine Begehbarkeit vortäuschten. Die gemähten Büschel (die Moosstreu) wurden dann auf die angrenzende Wiese gelegt und später mit dem Wagen zum Hof transportiert. Das Mähgut wurde als Einstreu für die Tiere im Stall verteilt. Nach dem Ausmisten landete es auf dem Misthaufen.

Im Winter brachte man den Mist vom Misthaufen auf den Wiesen aus. Mit Hilfe einer Wiesenegge, einem Eisengeflecht mit Zacken an der Unterseite, wurde das Material eingriebet oder auch eingeriebelt (bayr. Wort für einebnen). Man fuhr immer wieder über die Wiese, bis der Mist sich gut verteilt hatte. Wenn im Frühjahr das Gras zu wachsen begann, mussten übrig gebliebene, größere Streustücke mit einem Rechen entfernt werden, damit das Gras nicht verunreinigt wurde. Die Kühe hätten es sonst verschmäht. Das herausgerechte Material wurde zum Hof gefahren und erneut als Einstreu genutzt.

Der Köbingerhof hatte ausreichend Streu, nämlich Stroh von der Weizen- und Roggenernte und die zusätzliche Moosstreu. Andere Bauern mussten im Wald Laub zusammenrechen, damit genügend Einstreu für das Vieh da war.

Aus historischen Karten geht hervor, dass Toteiskessel und andere Feuchtflächen häufig mehreren Bauern zusammen gehörten. So gab es auch bei diesem Moos zwei Besitzer: den Köbinger Hof und den Nachbarhof. Hierzu erzählt Herr Köbinger von einer Landmarke, welche die Fläche teilte. So wurde ein Teil des Mooses von seinem Hof genutzt und der andere Teil von seinem Nachbarn. Im darauffolgenden Jahr wurde dann gewechselt.

Bis 1956/57 mähte Lorenz Köbinger im Moos Streu. Danach wurde die Feuchtfläche sich selbst überlassen. Denn durch den vermehrten Einsatz von Düngemitteln beim Weizenanbau konnten nun höhere Erträge bei der Ernte erzielt und somit auch mehr Weizenstroh als Einstreu genutzt werden.

Als Lorenz‘ Blick über die Fläche schweift, sagt er: „Das Moos hat sich seit damals sehr verändert Kiefern sind aufgekommen und stehen schon groß im Toteiskessel. Auch Weiden haben sich stark ausgebreitet und die Wasserflächen sind viel kleiner geworden“.

Über das Projekt „Schätze der Eiszeitlandschaften“ werden im Februar und März 2022 Pflegemaßnahmen durchgeführt. Aufgrund der gerodeten Weiden ist der Blick ins Moos wieder frei.          Februar 2022, Autorin: Lucia Karrer