Eisrand- und Stammbeckenseen des Inngletschers

Im Spätglazial hatte der Inngletscher die ganze Endmoränenzone wieder freigegeben und war schon bis hinter die Endmoränen der Ölkofener Phase zurückgeschmolzen. Nach und nach wurden nun auch die Zungenbecken – Mangfall-, Glonn-, Moosach-, Attel-, Rettenbach-, Ebrach-, Laimbach-, Murn- und Simsseebecken – eisfrei und füllten sich mit Eisrandseen. Da ihr Gefälle zum Stammbecken hin ausgerichtet war, konnte das Wasser nicht nach außen durch das höher liegende Endmoränengebiet abfließen. Nach innen wurde es vom Restgletscher aufgestaut, daher auch der Name „Eisrandsee“.

 

Als sich das Eis schließlich auch aus dem Stammbecken zurückzog, entstand der Rosenheimer See, der bei einer maximalen Seespiegelhöhe von 478 m ü. NN. außer dem Stammbeckenbereich auch noch weite Gebiete des Rettenbach-, Ebrach-, Laimbach-, Murn- und Simssee-Zungenbeckens umfasste. Er bedeckte eine Fläche von ca. 310 km² (Chiemsee 82 km2) und reichte von Edling im Norden über mehr als 50 km bis in die Alpen bei Kufstein.

Mangfall-, Glonn-, Moosach- und Attel-Zungenbecken im Westflügel des Inngletschers wurden nicht Teil des Rosenheimer Sees. Sie liegen höher, ihre Eisrandseen waren zu dieser Zeit bereits ausgelaufen und die Becken trocken.

Am Grund der Eisrandseen und des Rosenheimer Sees lagerten sich die mineralischen Schwebstoffe aus dem Schmelzwasser des Gletschers als feiner Seeton ab. Die größeren Zuflüsse bauten Schotterdeltas in die Seebecken vor. In seiner Spätphase war der Rosenheimer See wohl bis wenige Meter unter den Wasserspiegel mit Seesedimenten aufgefüllt.

Der große Rosenheimer See war nur kurzlebig, da sich der Inn zwischen Attel und Gars zügig in die lockeren Moränenablagerungen einschnitt und der See nach und nach auslief. Vor etwa 13000 Jahren lag das Seebecken trocken. Als letzte Reste sind der Simssee und der Staudhamer See erhalten geblieben. Bis heute hat der Inn große Bereiche der Seeablagerungen schon wieder ausgeräumt.

Dagegen ist weiter im Osten der Stammbeckensee des Tiroler Achen Gletschers zumindest in Teilen seiner ursprünglichen Ausdehnung bis heute erhalten geblieben und als Chiemsee allgemein bekannt und beliebt.

Nacheiszeitlich entwickelten sich auf dem wasserundurchlässigen Seeton-Untergrund der Eisrandseen und des Rosenheimer Sees ausgedehnte Moore. Heute sind sie großflächig trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt. Der Seeton lieferte früher den Rohstoff für zahlreiche Ziegeleien vor allem in der Umgebung von Rosenheim. Schon die Römer fertigten hier Keramik.

Kleine Eisrandseen entstanden auch schon früher während des Hochglazials in den Schmelzwassertälern zwischen den Endmoränenzügen, so im Hochhauser Becken zwischen Haag und Rechtmehring und im Verlauf des späteren Leitzach-Gars-Talzugs im Steinhöringer Becken und im Steppacher Feld.