Faunistische Kartierung im Sommer 2021

Im südlichen Landkreis Mühldorf am Inn und im nördlichen Landkreis Rosenheim wurden im Rahmen des Bayern-NetzNatur-Projekts „Schätze der Eiszeitlandschaft“ 2021 Amphibien, Tagfalter, Heuschrecken und Libellen an insgesamt 23 Standorten kartiert. Die Erfassung diente als fachliche Grundlage für die Planung von Aufwertungs- und Pflegemaßnahmen und mögliche Erfolgskontrollen nach deren Umsetzung. Die Kartierung der Insektengruppen fand dazu entlang von dokumentierten Transekten statt. Die Amphibien wurden an ganzen Gewässern bzw. Gewässerabschnitten erfasst. Die Untersuchung wurde von dem Planungsbüro PAN GmbH durchgeführt.

Unter den Amphibien wurde der Kammmolch als Zielart an vier Standorten nachgewiesen. An einem Standort (Kessel südlich Giglberg) besteht dringender Handlungsbedarf, um ein lokales Aussterben der Art zu verhindern; an einem weiteren Standort (Toteiskessel bei Koblberg) ist die Wiederherstellung eines geeigneten Gewässers aufgrund eines potentiell noch existenten Vorkommens dringend erforderlich. Der Kleine Wasserfrosch als zweite Zielart unter den Amphibien wurde an keinem Gewässer mit letzter Sicherheit nachgewiesen; hier wäre allerdings eine Folgeuntersuchung mit Fokus auf dieser artenschutzrechtlich wie naturschutzfachlich bedeutsamen Art sinnvoll. Außerdem wurden als bemerkenswerte Amphibienarten Laubfrosch, Springfrosch und Gelbbauchunke nachgewiesen.

Unter den Libellen konnten sechs der acht Zielarten an keinem der Standorte nachgewiesen werden, was in mehreren Fällen auf eine gänzlich fehlende Habitateignung zurückzuführen ist. Von den beiden Zielarten Lestes virens und Leucorrhinia pectoralis gab es lediglich Einzelnachweise. Als artenreichstes Libellenhabitat mit hoher Bedeutung für naturschutzfachlich relevante Arten der meso- bis eutrophen Stillgewässer mit ausgedehnten Röhrichten (u.a. Aeshna isoceles, Libellula fulva, Coenagrion pulchellum) stellte sich der Halm-See heraus. Außerdem wurde auf zahlreichen Flächen Somatochlora flavomaculata als regional noch weit verbreitete Art der Moore nachgewiesen.

Die einzige Zielart unter den Tagfaltern, Boloria aquilonaris, konnte nicht nachgewiesen werden; gänzlich auszuschließen ist ein noch existierendes Vorkommen insbesondere im Süden des Neudecker Mooses allerdings nicht. Für die meisten untersuchten Flächen auch von perspektivisch höherer Bedeutung sind die wenigen Nachweise der Arten Phengaris nausithous und Brenthis ino, für die auf einigen Flächen durch eine Frühjahrsmahd auf verbrachten oder verschilften Teilflächen die Habitatbedingungen merklich verbessert werden könnten. Allgemein ist vielfach ein sehr eingeschränktes bzw. zu manchen Zeitpunkten völlig fehlendes Blütenangebot auf den Untersuchungs-flächen für Tagfalter problematisch.

Die drei Zielarten unter den Heuschrecken (Chrysochraon dispar, Stethophyma grossum und Pseudochorthippus montanus) wurden alle auf mehreren Flächen nachgewiesen. Wie bei den Tagfaltern stellt für die beiden erstgenannten Arten in vielen Fällen eine zu dichte oder hochwüchsige Vegetation die wichtigste Beeinträchtigung dar.