Kopfweiden

Nur noch selten sieht man diese bizarren Baumformen in der Landschaft. Dabei waren Kopfweiden in vergangenen Zeiten ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens.

Als Kopfweide bezeichnet man nicht eine bestimmte Baumart sondern die Nutzungsform. Dabei werden Weiden, meist Silber- oder Korbweide, in einer Höhe von 1-3 m regelmäßig eingekürzt und damit deren Zweige regelmäßig beschnitten. An der Schnittfläche treibt der Baum immer wieder aus und im Laufe der Zeit verdickt sich der Abschnitt zu einem dicken „Kopf“. Meist wurden sie gepflanzt auf den feuchten Böden entlang der Bäche und Flüsse.

Die gewonnenen Weidenäste waren früher ein wichtiger Werkstoff. Die Ruten nutze man zum Flechten von Weidezäunen. Für die Pfosten wurden dicke, mehrjährige Äste verwendet, die praktischerweise wieder anwuchsen und zu neuen Kopfweiden „erzogen“ wurden. Eine weitere wichtige Verwendung war die Korbflechterei, die eine ganz alltägliche Arbeit im bäuerlichen Leben war. Auch so mancher Besen und Handwerkszeug wurde aus Weiden hergestellt. Nicht zu vergessen ist die medizinale Wirkung der Weidenrinde. So geht das Medikament Aspirin auf einen Inhaltsstoff der Weide zurück.

Wie so häufig in früheren Zeiten hat von der menschlichen Nutzung auch immer die Natur profitiert. Kopfweiden sind ein wichtiger Lebensraum für viele Insekten wie beispielsweise den Weberbock – ein Käfer der auf Weiden spezialisiert ist. Alte Kopfweiden haben oftmals hohle Stämme und bieten Unterschlupf für Höhlenbewohner wie den Steinkauz. Im Frühjahr erfreuen sich nicht nur die Menschen an den Weidenkätzchen, auch Bienen finden hier ihre erste Tracht.

Heute gibt es kaum mehr eine wirtschaftliche Nutzung der Weiden. Daher werden sie weder neu gepflanzt noch gepflegt. Ein Todesurteil, denn ohne regelmäßigen Schnitt brechen die Kopfweiden aufgrund des Gewichts der Äste irgendwann zusammen. Aus diesem Grund sind Kopfweiden aus unserer Landschaft nahezu verschwunden.