Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind besonders artenreiche Biotope der Kulturlandschaft, die im Frühjahr in ihrer bunten Vielfalt aufblühen. Sie stellen einen wichtigen Lebensraum für mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten dar und haben aufgrund der Nähe zu Ortschaften und Dörfern sowie ihrer langen Tradition einen besonderen Wert für die Gesellschaft. Vor 2000 Jahren brachten die Römer erstmalig den Obstanbau nach Bayern und es entstanden Obstgärten mit Apfel, Birne, Zwetschge, Kirsche und Walnuss am Rande der römischen Villen. Das Wissen um den Obstanbau wurde vor allem durch Klöster und ihre Mönche erweitert und so breitete sich die Bewirtschaftung immer weiter aus. Das selbst erzeugte Obst stellte eine wichtige Bereicherung des früher oftmals kargen Nahrungsangebotes dar. Neben der kulturhistorischen Bedeutung weisen diese alten Obstbäume auch einen sehr hohen ökologischen Wert auf. Zahlreiche seltene Insekten, Säugetiere und Vogelarten nutzen die knorrigen Bäume und ihre Höhlen als Unterschlupf oder begeben sich hier auf Nahrungssuche. Aufgrund des Artenreichtums nennt man Streuobstwiesen auch die „Regenwälder Bayerns“. Seit den 1960er Jahren sind jedoch zwei Drittel unserer Streuobstwiesen verschwunden und es ist wichtiger denn je diese einzigartigen Kulturformen zu erhalten und zu schützen.

GRÜNSPECHT

Ein typischer Bewohner der Streuobstwiesen hat eine olivgrüne Oberseite, einen roten Scheitel und trägt eine schwarze Maske. Der Grünspecht ist mit seinem auffällig gefärbten Gefieder ein echter Hingucker. Der hervorragende Höhlenbaumeister bevorzugt alte, dicke Bäume mit weichen Stellen und hohem Totholzanteil. Sein Schnabel ist ein multifunktionales Werkzeug, das sowohl als Meißel, Zange oder Axt beim Bau der neuen Höhle eingesetzt werden kann. Häufig nutzt der Grünspecht seine Schlafhöhle aus dem vergangenen Winter erneut, aber auch andere Höhlenbewohner wie der Siebenschläfer nutzen seine bereits ausgebauten Wohnräume zur Zwischenmiete. Die Leibspeise des Grünspechts sind Ameisen. Unter allen Spechtarten hat er sich am stärksten auf Ameisen spezialisiert und verspeist etwa 2000 der kleinen Insekten am Tag. Da sich 90% des weltweiten Verbreitungsgebiets des Grünspechts in Europa befindet, tragen wir die wesentliche Verantwortung diese Art zu schützen.

SIEBENSCHLÄFER

Der Siebenschläfer ist ein nachtaktives Nagetier, das erst in der Dämmerung zu sehen ist. Das graue bis graubraune Fell, der buschige Schwanz und die helle Bauchunterseite sorgen für eine gute Tarnung auf Ästen oder in Baumhöhlen. Dank der großen schwarzen Augen, den langen Schnurrhaaren und dem guten Gehör kann sich der Siebenschläfer bei schwachem Licht und bei kompletter Dunkelheit gut orientieren. Als hervorragender Kletterer reicht sein Jagdrevier bis in die Baumkronen hinauf. Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Schnecken, Insekten, Vogeleiern, Jungvögeln, Knospen, Rinden und fettreichen Nüssen. Vor allem das reife Fallobst stellt ein echtes Schlaraffenland für den kleinen Nager dar. Der Siebenschläfer hat bis in den frühen Herbst Zeit, um sich einen dicken Winterspeck anzufressen und sein Gewicht zu verdoppeln. Für den bis zu acht Monate andauernden Winterschlaf von Oktober bis Ende April macht er sich auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Die alten Obstbäume bieten zahlreiche Unterschlupfmöglichkeiten, sodass der kleine Nager eine Baumhöhle findet, die mit Moosen, Farnen und Gräsern für die bevorstehende Ruhephase eingerichtet werden kann.

WIEDEHOPF

Der Wiedehopf ist im Jahr 2022 erneut zum Vogel des Jahres ernannt worden, denn er ist einer der auffälligsten heimischen Brutvögel in Deutschland. Das eindeutige Erkennungsmerkmal ist die aufrichtbare Federhaube mit orangenen Scheitelfedern und schwarzen Punkten an der Spitze. Neben dem einzigarten Kopfschmuck trägt der Wiedehopf ein schwarz-weiß gebändertes Federkleid und hat im Nackenbereich eine orangene Färbung. Diese Vogelart liebt warme Regionen und verbringt ihren Winterurlaub in Afrika. In Deutschland ist der Wiedehopf inzwischen eher selten anzutreffen, da ihm sowohl die feuchtkühle Witterung als auch die Intensivierung der Landwirtschaft zu schaffen machen. Durch vermehrten Pestizideinsatz, das Entfernen von alten Obstbäumen und den Verlust von extensiv genutzten Wiesen und Weiden wird sowohl das Nahrungsangebot an Insekten als auch das Angebot an geeigneten Bruthöhlen deutlich reduziert. Zum Schutz des Wiedehopfs sind Streuobstbestände mit geeigneten Bruthöhlen langfristig zu erhalten.