Gesteinsmaterial das vom fließenden Gletschereis transportiert wird und die daraus entstandenen Landschaftsformen nennt man Moräne und unterscheidet je nach Position im Gletscher Grund-, Innen-, Ober- Seiten-, Mittel- und Endmoränen.
Die wallförmigen Endmoränen entstehen bei Gleichgewichtslagen des Gletschers, wenn sich der Eisnachschub aus dem Gebirge und das Abschmelzen im Vorland die Waage halten, der Eisrand daher längere Zeit ortsfest bleibt. Das Eis transportiert wie ein Förderband Moränenmaterial zur Gletscherstirn und häuft es dort beim Abschmelzen zu Endmoränenwällen an. So entstehen bogenförmige Endmoränengirlanden rings um den Vorlandeisfächer. Dass die Gletscherzunge wie ein Bulldozer das Moränenmaterial kilometerweit vor sich herschiebt und so die Wälle auftürmt, ist eine beliebte, aber nicht zutreffende Vorstellung. Allenfalls wird die Endmoräne bei kurzen Eisvorstößen etwas zusammengeschoben und gestaucht.
Folgt auf die Ablagerung der Endmoräne ein großer, weitreichender Eisvorstoß, so wird sie vom Gletscher überfahren und wieder abgeräumt. Endmoränen, die möglicherweise in Stillstandsphasen während des generellen Gletschervorstoßes gebildet wurden, sind daher nicht erhalten. Erst die Endmoräne des weitesten, längere Zeit stabilen Eisvorstoßes und die nachfolgenden Moränenzüge aus Stillstandsphasen während des Zurückschmelzens des Gletschers sind im Gelände sichtbar.
Beim Inngletscher lassen sich drei große, hintereinander gestaffelte Endmoränenzüge unterscheiden, von außen nach innen die Moränen der Kirchseeoner-, Ebersberger- und Ölkofener Phase.
Im Stirnbereich des Gletschers war der Eisrand mobiler als an den Seiten, so dass die Kirchseeoner Moräne hier in die drei Wallzüge der Haager-, Altdorfer und Rechtmehringer Moränenstaffel aufspaltet. Und auch die Ebersberger Endmoräne ist hier als Doppelwall entwickelt. Kirchseeoner und Ebersberger Endmoränen ziehen in weitem Bogen um den Vorlandeisfächer. Die beiden Staffeln der Ölkofener Moränen orientieren sich bereits am Verlauf der Zungenbecken und bilden deren äußere Umrahmung. Nach einer langen Abschmelzphase gab es noch einen kurzen, späteiszeitlichen Gletscherhalt, bei dem die eher unscheinbaren Endmoränen der Stephanskirchener Phase am Rande des Rosenheimer Beckens abgesetzt wurden.
In den Endmoränen ist Gesteinsmaterial mit ganz unterschiedlicher Transportgeschichte versammelt, entsprechend variabel ist ihr Erscheinungsbild. An der Gletschersohle mitgeschleifte Grundmoräne wurde mechanisch stark beansprucht, enthält viel feines Gesteinszerreibsel (Geschiebelehm) aber auch größere Gesteinsbrocken, die einerseits abgerundet wurden, andererseits durch Reibung an anderen Steinen kreuz und quer von Kratzern überzogen sind (gekritzte Geschiebe). Steine der Innen- und Obermoräne schwammen einfach passiv im und auf dem Eis mit und kamen in der Endmoräne genauso eckig an, wie sie ursprünglich in den Gletscher geraten sind. In Schmelzwasserkanälen unter dem Eis wurden die Steine, wie beim Flusstransport üblich, abgerollt und abhängig von der Transportweite mehr oder weniger vollständig abgerundet.
Je nach Mengenverhältnis der verschiedenen Komponenten kann die Endmoräne völlig ungeschichtet und unsortiert lehmig-steinig entwickelt sein. Oder sie präsentiert sich bei starkem Schmelzwassereinfluss gut ausgewaschen, sandig-kiesig, mit geringem Feinkornanteil und gut geschichtet, so dass sie sich nur durch das Auftreten großer Findlingsblöcke vom rein schmelzwassertransportierten Schotter der Urstromtäler und Schotterfelder unterscheidet. Und natürlich gibt es alle Übergänge zwischen diesen beiden Extremen.
Dr. Johann Wierer